2013-04-kriegerin klDurch die Aufdeckung der rechtsradikalen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) und der Verhaftung des einzig überlebenden, weiblichen NSU-Mitglieds, Beate Zschäpe, hat das Thema Rechtsradikalismus und die Rolle der Frauen in der rechten Szene traurige Realität erfahren. Anlässlich des Prozessauftaktes gegen Beate Zschäpe lud die Friedrich- Ebert- Stiftung als Teil ihrer Veranstaltungsreihe „Film und Gespräch“ am 09. April 2013 zum Filmgespräch „Kriegerin“ in das Frauenzentrum Courage in Magdeburg ein.

Eingestimmt wurden die Gäste durch eine Vortrag von Andrea Röpke, in der sie die einflussreichsten Frauen innerhalb der Szene, sowie deren Wirken und Bedeutung vorstellte. Andrea Röpke ist freie Journalistin, Autorin und Politologin und gilt als eine der besten Kennerinnen der rechten Szene in Deutschland. Sie publiziert seit Anfang der 1990er-Jahre zum Bereich Neonazismus und ist insbesondere durch ihre Insider-Reportagen aus diesem Bereich bekannt.

An die darauf folgende Filmvorführung schloss sich eine durch Sarah Schulze, stellv. Vorsitzende der AsF Magdeburg, moderierte Diskussion an, bei der Andrea Röpke kompetent den vielen Fragen Rede und Antwort stand.

Sind Frauen wirklich nur Mitläuferinnen in der rechten Szene?
Frauen werden als überzeugte rassistische, fanatische Gesinnungstäterinnen viel zu wenig wahrgenommen, ist Andrea Röpke überzeugt. Sie haben in der extremen Rechten in den letzten Jahren stetig an Einfluss gewonnen und profitieren von der Ignoranz des politischen Gegners. So verniedlichen beispielsweise selbst seriöse Zeitungen die Rolle der mutmaßlichen Terroristin Beate Zschäpe zu der des Anhängsels zweier Mörder. Allerdings war Beate Zschäpe keine  Mitläuferin, sie hat die rassistischen Morde (mit)geplant und vielleicht sogar durchgeführt. Sie hat aus eigener Überzeugung gehandelt.

Wie hoch ist der Anteil von Frauen in der rechten Szene?
Nach wie vor ist die rechte Szene eine Männerbastion. Schätzungen zufolge sind heute aber bereits 22 Prozent der NPD-Mitglieder weiblich, Tendenz steigend. Sie treiben die die menschenverachtende Ideologie aktiv voran und beteiligen sich an Aktionen, Kampagnen und Straftaten. In der Führung der NPD sitzen zwar gerade einmal drei Frauen, aber in den Kommunalparlamenten sind viele NPD-Politikerinnen aktiv. Dort betreiben sie "nationale Graswurzelarbeit": Durch das Engagement in Dorfgemeinschaften, Elternbeiräten und Vereinen sollen die rechten Frauen zu den Menschen Vertrauen aufbauen, sich als sympathisch präsentieren, um Hemmschwellen abzubauen. Innerhalb der Szene erkämpfen sich die Frauen dadurch Freiräume.

Seit jeher ist die NPD eine Partei, in der Männer den Ton angeben und in der Öffentlichkeit sprechen. Wie gestaltet sich demnach das Rollenbild in der rechten Szene?
Bei den Rechtsextremisten herrscht ein absolut biologistisches Weltbild mit strengen Hierarchien und einer klaren Rollenverteilung, bei der die Frau in erster Linie dem Muttersein und der sogenannten Rassenerhaltung verpflichtet ist. Die Bandbreite reicht vom Heimchen am Herd, dass dem Erhalt der weißen Rasse verantwortlich ist, bis zur radikalen Kämpferin, die auch nicht vor Gewalt zurückschrecke. Frauen stehen zwar formal alle Optionen offen – aber irgendwann werden sie wieder in die Rolle der deutschen Mutter gedrängt. Entsprechend werden die Frauen traditionell vor allem im Hintergrund aktiv, aber auch gezielt zur Stabilisierung der Szene eingesetzt.

Diese und weitere Fragen wurden in der Diskussion beantwortet und am Ende waren sich alle einig: Eine gelungene Veranstaltung mit vielen neuen Erkenntnissen!